BURG ALT-WÜLFLINGEN
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Allgemeine Informationen
Der Hügel von Alt-Wülflingen war im 11. Jhdt. der Wohnsitz einer gleichnamigen Grafenfamilie. Die heute noch sichtbare Ruine geht allerdings auf die Ritter von Wülflingen zurück, die im 12. und 13. Jhdt. in den Urkunden auftauchen. Erhalten geblieben ist vor allem der eindrückliche, noch 18 Meter hohe Wohnturm aus Sandstein-Buckelquadern. Er ist über den alten Hocheingang zugänglich und dient heute als Aussichtsplattform.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 29' 59.46" N, 08° 41' 17.08" E
Höhe: 540 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 694.140 / 261.760
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Wülflingen (westlicher Vorort von Winterthur) verlassen. Anschliessend der markierten Route zum Bahnhof Wülflingen folgen (Parkplätze vorhanden). Vom Bahnhof aus führt ein ausgeschilderter Wanderweg hinauf zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur Hauptbahnhof regelmässige Bahnverbindungen (S41) nach Winterthur-Wülflingen. Vom Bahnhof aus den Wegweisern folgen.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Alt-Wülflingen
Quelle: Stauber, Emil - Die Burgen des Bezirkes Winterthur und ihre Geschlechter [285. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur] | Winterthur, 1953 | S. 356 | komplett überarbeitet und aktualisiert von O. Steimann, 2020
Historie
Unklare Anfänge als Grafenburg im 11. Jhdt.:
Die Ortschaft Wülflingen taucht ab dem späten 9. Jhdt. in den historischen Quellen auf und scheint Sitz eines alten Grafengeschlechtes gewesen zu sein. Aus der Familie namentlich bekannt ist allerdings nur Willebrig von Wülflingen, die in der ersten Hälfte des 11. Jhdts. lebte und mit Graf Luito von Mömpelgard verheiratet war. Ihre Tochter Adelheid vermählte sich mit Graf Rudolf von Achalm, wodurch die Familie von Achalm wohl in den Besitz der Herrschaft Wülflingen gelangte.
Ob auf dem Burgplatz damals schon ein fester Wohnsitz existierte, ist ungeklärt. Um die Mitte des 11. Jhdts. scheint die Burg Alt-Wülflingen aber bestanden zu haben. 1055 bis 1056 hielt Graf Kuno von Achalm im Auftrag von Kaiser Heinrich III. den Regensburger Bischof Gebhard III. hier gefangen, weil dieser gegen den Herrscher konspiriert haben soll. Kuno nannte sich fortan Graf von Wülflingen.

Ausbau im 13. Jhdt. als Sitz habsburgischer Dienstleute:
1155 und 1169 treten in Urkunden ein Rudolf von Wülflingen und sein Sohn Hermann auf. Sie scheinen keinen Grafentitel geführt zu haben, ihre Verwandtschaft mit den älteren Wülflingern ist nicht gesichert. Spätestens 1239 befanden sich Burg und Herrschaft in der Hand der Habsburger. Bald darauf taucht in verschiedenen Urkunden der habsburgische Dienstmann Konrad von Wülflingen auf, der im Gefolge des mächtigen Grafengeschlechts verschiedene wichtige Posten erhielt. Um 1257 amtete er beispielsweise als Schultheiss von Sempach.
Möglicherweise wurde zu jener Zeit auch der mächtige Wohnturm errichtet. Der im Grundriss 7,3 x 7,3 Meter messende Wehrbau verfügt über bis zu 2,25 Meter dicke Mauern aus Sandsteinquadern. Vom Typus her könnte er aus dem späten 12. oder dem frühen 13. Jhdt. stammen. Um ihn gruppierten sich später der heute nur noch schwach erkennbare Wohntrakt, der innere Burghof und weitere Nebenbauten.

Um 1290 war das Burglehen Alt-Wülflingen in den Händen der Herren von Hettlingen. 1315 gehörte es den Herren von Seen. Johann von Seen lebte 1359 mit seinen fünf Söhnen auf der Burg. Weil sie diese erneuerten und für Österreich Kriegsdienste leisteten, wurde Habsburg bald zum Schuldner der Familie. 1376 wurde die Herrschaft an sie verpfändet und nie mehr ausgelöst. Die Herren von Seen wurden allerdings geschwächt, weil je ein Vertreter in den Schlachten von Sempach (1386) und am Stoss (1405) den Tod fand. Durch Heirat gelangte Alt-Wülflingen an Ulrich VIII. von Landenberg-Greifensee. Er bewohnte fortan die alte Burg und wurde 1407 Bürger der nahen Stadt Winterthur.

Unruhige Zeiten unter den Herren von Rümlang:
Zwei Generationen später gelangte Alt-Wülflingen durch Heirat an Heinrich von Rümlang. Er war oft in Streitigkeiten verwickelt und lebte über seinen Verhältnissen. Nach ihm war sein Sohn Hans Konrad von Rümlang Herr zu Alt-Wülflingen. Auch er war immer wieder in Konflikte verstrickt und konnte 1524 seine Schulden nicht mehr bezahlen. Weil er ausserdem als Betrüger entlarvt wurde, fällte der Rat von Zürich das Todesurteil: Er wurde im Oktober 1529 in der Limmatstadt enthauptet. Über seinen Bruder Sebastian und die Gemeinde Wülflingen kam die Herrschaft schliesslich an Hans Steiner von Pfungen.
1596 wurde ein Grossteil der Bewohner der Burg von der Pest dahingerafft, darunter auch Burgherr Sebastian Steiner. 1634 wollte die Familie die Herrschaft zunächst der Stadt Winterthur verkaufen, was Zürich aber untersagte. Im selben Jahr erwarben die Zürcher Familien Escher und Meiss Alt-Wülflingen. Die alte Burg war ihnen jedoch als Wohnsitz nicht mehr genehm. Bis 1654 liessen sie unten im Tal das Schloss Neu-Wülflingen errichten. Für den Bau desselben soll auch Material von der Burg verwendet worden sein. Trotzdem wurde diese noch mindestens bis 1678 bewohnt.

Auflassung, Zerfall und teure Sanierung:
Die Gerichtsherrschaft Wülflingen bestand bis 1761. Damals übernahm Zürich die Hoheitsrechte, während der Gutsbesitz an die Stadt Winterthur fiel. Der Turm von Alt-Wülflingen soll noch 1764 als Gefängnis genutzt worden sein. Dann aber setzte der rasche Zerfall ein und ein Erdbeben fügte der Ruine im November 1911 weiteren Schaden zu. Das städtische Bauamt sicherte 1936 die Mauerkrone und schloss einen ebenerdigen Eingang, der nachträglich in die Turmmauer gebrochen worden war. 1983/84 wurde der noch 18 Meter hohe Turm erneut saniert und über den alten Hocheingang wieder zugänglich gemacht.
Im Herbst 2013 musste die Ruine allerdings für die Öffentlichkeit gesperrt werden, nachdem im Mauerwerk des Turms Risse und grossflächige Ausbauchungen festgestellt worden waren. Eingedrungene Feuchtigkeit hatte das Bauwerk destabilisiert und machte eine umfassende Sanierung unumgänglich. Dem Turm wurde im Sommer 2016 mittels Helikopter ein Schutzdach aufgesetzt. Ab dem Frühjahr 2017 wurde jeder einzelne Mauerstein überprüft und wenn nötig ersetzt. Ausserdem wurde das gesamte Burgareal geophysikalisch untersucht. Die Sanierungsarbeiten mit Gesamtkosten von rund 2,1 Millionen Franken konnten im September 2018 abgeschlossen werden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg und aktuelle Medienberichte
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 824
  • Dejung, Emanuel / Zürcher, Richard - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VI: Die Stadt Winterthur und die Stadt Zürich | Basel, 1952 | S. 353-354
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 138-140
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Band 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 22-23
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 125
  • Stauber, Emil - Die Burgen des Bezirkes Winterthur und ihre Geschlechter [285. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur] | Winterthur, 1953 | S. 353-369
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 386-388
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