STADTBEFESTIGUNG CHUR
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Quelle: Poeschel Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VII: Chur und der Kreis Fünf Dörfer | Basel, 1948 | S. 25
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Allgemeine Informationen
Chur, Bischofssitz seit der Spätantike, wurde im 13. Jhdt. mit einer Stadtmauer umgeben, welche die Siedlung am Fuss der bischöflichen Pfalzburg eingrenzte. Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1464 musste diese teilweise neu aufgebaut werden, bevor man die Mauer im 16. Jhdt. ein letztes Mal verstärkte. Noch gut erhalten sind das Obertor, der Malteser- und der Sennhofturm sowie zwei Mauerabschnitte mit Resten von Halbrundtürmen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 50’ 53.10“ N, 09° 31’ 46.70“ E
Höhe: 596 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 759.470 / 190.670
Kontaktdaten
Chur Tourismus | Bahnhofplatz 3 | CH-7001 Chur
Tel: +41 (0)81 252 18 18 | E-Mail: info@churtourismus.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Chur liegt im Rheintal an der Autobahn A13. Von der Ausfahrt Chur Süd der Kasernenstrasse in östlicher Richtung bis zur Brücke über die Plessur folgen, wo das Obertor den Beginn der Altstadt markiert. Kostenpflichtige Parkplätze vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Die befestigte Altstadt ist vom Bahnhof Chur aus zu Fuss gut erreichbar.
Wanderung zur Burg
Die ViaSett führt quer durch die Churer Altstadt.
Öffnungszeiten
Die Befestigungsanlagen sind nur von aussen zu besichtigen. Chur Tourismus bietet verschiedene Führungen und Stadtrundgänge an unter:
chur.graubuenden.ch/de/planen-buchen/stadtfuehrungen
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Chur
Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 150 | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2019
Historie
Urgeschichte, Spätantike und Frühmittelalter:
Nachdem sich auf dem späteren Stadtgebiet von Chur bereits in der Altsteinzeit zeitweise Jäger und Sammler niedergelassen hatten, kam es ab ca. 2200 v.Chr. zu festen Ansiedlungen. Darauf Bezug nehmend, nennt sich Chur heute «die älteste Stadt der Schweiz». Um 15 v.Chr. wurde der Ort im Zuge der Eroberung Rätiens ins römische Reich eingegliedert. Und weil die Römer die Passrouten über verschiedene Bündner Pässe ausbauten, gewann «Curia» rasch an Bedeutung. Der Hauptteil der Siedlung befand sich damals aber nicht auf dem Gebiet der heutigen Altstadt, sondern südlich der Plessur im Quartier Welschdörfli.

Wahrscheinlich im 4. Jhdt. wurde über der heutigen Altstadt auf dem Hof ein grosses römisches Kastell erbaut, das später zum Sitz des Bischofs wurde und so über lange Zeit das herrschaftliche Zentrum der Stadt bildete. Mit Asinio wird 451 erstmals ein Churer Bischof erwähnt. Nach den Wirren der Völkerwanderungszeit gelangte der Ort unter die Herrschaft der Victoriden, die bis in die zweite Hälfte des 8. Jhdts. die Bischofswürde und das weltliche Herrschaftsamt des Praeses besetzten. Danach wurde Rätien ins karolingische Herrschaftssystem eingegliedert.

Hoch- und Spätmittelalter:
Als wichtiger Etappenort auf dem Weg nach Italien nahm Chur das ganze Hochmittelalter hindurch eine wichtige Stellung ein. Im Zuge der ottonischen Politik zur Sicherung der Alpenpässe wurden seine Bischöfe mit viel Grundbesitz und Macht ausgestattet. Immer wieder wurde über eine frühe Stadtbefestigung spekuliert, welche die Marktsiedlung am Fuss des Hofs bereits im 11. Jhdt. umgeben haben soll. Eine solche konnte archäologisch aber bis heute nicht nachgewiesen werden.

Mit Sicherheit verfügte Chur ab dem 13. Jhdt. über eine Stadtmauer – 1270 wird eine solche gegen die Plessur hin erstmals erwähnt. Sie war 1 Meter dick und aus Bollensteinen gefügt, teilweise im Ährenverband. Auf einer Höhe von 4,5 Metern befand sich der Wehrgang. Auf der Nordostseite der Altstadt konnte auch der bis zu 6,5 Meter breite Stadtgraben aus jener Zeit nachgewiesen werden. Das mittelalterliche Chur verfügte über fünf Stadttore: jenes zum Hof hin (Hofkellereiturm), das Metzgertor und das Obertor auf der Südseite zur Plessur, das Untertor im Norden und das Schanfiggertor gegen Osten. Durch das Ober- und das Untertor führte die alte Reichsstrasse. Dazwischen war die Stadtmauer mit zehn weiteren Türmen bewehrt, von denen im einzelnen aber nicht klar ist, ob sie alle vor dem 15. Jhdt. erbaut wurden.

Mit der Gründung des Gotteshausbundes machten die Churer Bürger 1367 einen ersten Schritt in Richtung mehr Unabhängigkeit vom Bischof. Doch erst 1413 wird erstmals ein Bürgermeister erwähnt. In den folgenden Jahren konnte die Stadt ihrem geistlichen Oberhaupt in mehreren, teilweise auch gewalttätigen Auseinandersetzungen weitere rechtliche Zugeständnisse abringen.
1413 kam es während der Rhäzünser Fehde zum einzigen für das Mittelalter belegten Angriff auf Chur. Graf Friedrich VII. von Toggenburg und Freiherr Ulrich Brun von Rhäzüns wollten die Stadt einnehmen, scheiterten aber und mussten sich damit begnügen, die Rebberge und Äcker ausserhalb der Mauern niederzubrennen.

Stadtbrand und Erneuerung (15. und 16. Jhdt.):
Bereits 1361 und 1383 war es in Chur zu grossen Stadtbränden gekommen, doch im Juli 1464 zerstörten die Flammen unterhalb des bischöflichen Hofs beinahe alle Häuser. Davon betroffen war auch die Stadtbefestigung, die danach zu grossen Teilen neu aufgebaut werden musste. Wie rasch dies geschah, ist unklar.

Im frühen 16. Jhdt. errichtete man gegen Norden hin eine vorgelagerte Zwingermauer und Vortore zum Schutz der älteren Tore. Und 1542 brach man zudem die alten Mauerkronen der Stadtbefestigung ab, um auf einer Höhe von 5,5 Metern einen neuen Wehrgang einzurichten. Darüber wurden die Mauerbrüstungen um 4 Meter erhöht, der neue Abschluss verfügte über 3,5 Meter breite Zinnen mit je einer Kreuz- oder Schlüsselscharte in der Mitte.

Letzte Ergänzung und Entfestigung (18. und 19. Jhdt.):
Obwohl die Befestigungsanlagen bald wieder überholt waren und sich während der Bündner Wirren im frühen 17. Jhdt. als untauglich erwiesen (Chur wurde mehrmals besetzt), verzichtete man auf einen weiteren Ausbau. Eine Ausnahme bildete nur das sogenannte Brillentor. Dieses liess die Stadt 1753 wegen eines Streits mit dem Bischof über das kirchliche Asylrecht direkt vor dem Hofkellereiturm errichten. Nach einem bischöflichen Protest entschied ein Schiedsgericht, dass das Tor zwar stehenbleiben könne, die Torflügel aber ausgehängt werden müssten.

1829 stürzte im Bereich zwischen Untertor und Hexenturm die längst baufällige Stadtmauer ein. Dies war der eigentliche Startschuss für die Entfestigung der Altstadt, nachdem man bereits ein Jahr zuvor mit dem Auffüllen des Grabens begonnen hatte. 1834 wurde der Schelmenturm abgebrochen, um Platz für ein neues Tor zu schaffen. Weitere Befestigungswerke fielen den nachfolgenden Jahrzehnten zum Opfer, zuletzt das Untertor 1861.
Von den Befestigungsanlagen sind heute trotzdem noch mehrere Teile gut erhalten. Dies gilt vor allem für das Obertor, den Malteser- und den Sennhofturm, sowie zwei Abschnitte der Stadtmauer mit Resten von Halbrundtürmen beim Karlihof und gegen Süden zur Plessur hin beim Arcas. Weitere Abschnitte konnten archäologisch untersucht werden, beispielsweise 1997 beim Postplatz.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Cantieni, Domenic - Kennst Du Chur? Die Stadtmauer | In: Bündner Schulblatt, Bd. 38 / Heft 5 | Chur, 1978 | S. 298-305
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 149-152
  • Jecklin, Ursula (Red.) - Churer Stadtgeschichte, 2 Bde. | Chur, 1993
  • Keller, Béatrice / Spadin, Jürg - Von der Stadtmauer des 13. Jahrhunderts bis zum Parkplatz des 20. Jahrhunderts: Das Areal der Graubündner Kantonalbank in Chur | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 2003 | Haldenstein/Chur, 2004 | S. 18-33
  • Liver, Alfred - Chur 1997. Die mittelalterliche Stadtbefestigung am Postplatz | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 1997 | Haldenstein/Chur, 1998 | S. 25-27
  • Poeschel, Erwin - Chur vom Altertum bis ins späte Mittelalter | In: Bündnerisches Monatsblatt, Heft 1 und 2/1945 | Chur, 1945 | S. 1-64
  • Poeschel Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VII: Chur und der Kreis Fünf Dörfer | Basel, 1948 | S. 2-32
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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