CHÂTEAU DES CLÉES
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Allgemeine Informationen
Strategisch wichtige Burganlage im Tal der Orbe, am alten Weg von Frankreich über den Col de Jougne nach Italien. Die möglicherweise schon im 11. Jhdt. gegründete Anlage wurde um 1130 ein erstes Mal zerstört, trotz päpstlichem Verbot aber rasch wieder aufgebaut. Im Hochmittelalter war sie ein Lehen der Grafschaft Burgund in den Händen der Grafen von Genf. Nach dem Übergang an die Grafen von Savoyen um 1250 wurde Les Clées eine Kastlanei. In den Burgunderkriegen 1475 durch die Eidgenossen weitgehend zerstört, wurde von der Burg fortan nur noch der Hauptturm unterhalten. Daneben sind noch Teile eines zweiten Turms, der Toranlage und die Ruinen der Umfassungsmauern zu sehen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 43’ 50.90“ N, 06° 27’ 45.80“ E
Höhe: 630 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 525.400 / 175.980
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A9 bei der Ausfahrt Les Clées verlassen und der Strasse La Marjolaine in westlicher Richtung bis ins Dorf folgen (Parkmöglichkeiten vor Ort). Die Burg liegt auf einem bewaldeten Hügel mitten im Ort. Der kurze Weg hinauf beginnt gleich hinter der Kirche.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Yverdon-les-Bains mit der Buslinie 682 bis nach Orbe, Montchoisi. Ab hier weiter mit der Buslinie 685 (in Richtung Vallorbe) bis nach Lignerolle, église. Nun dem ausgeschilderten Wanderweg in südlicher Richtung bergab bis nach Les Clées folgen (Zustieg ca. 25 Min.).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burg befindet sich in Privatbesitz. Besichtigung des Areals nur auf Anfrage vor Ort.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
in Absprache mit den Bewohnern
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
erschwert möglich (steiler Zugangsweg)
Bilder
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Grundriss
Grundriss Château des Clées
Quelle: Dubuis, Olivier - Les Clées, des origines au XVIe siècle | In: Revue historique vaudoise, 62. Jhg./Heft 2 | Lausanne, 1954 | S. 80 | überarbeitet von O. Steimann, 2022
Historie
Die Anfänge der Burg und ein wirkungsloses päpstliches Verbot
Les Clées lag im Mittelalter an der wichtigen Strasse, die von Frankreich her über den Col de Jougne und weiter nach Italien führte. Hier mussten die Reisenden auf einer im Jahr 1050 erstmals erwähnten Brücke die Orbe überqueren und einen Zoll entrichten. Dieser war namensgebend für den Ort: Les Clées stammt nicht etwa vom französischen Wort «clé» (Schlüssel) ab, sondern vom mittelalterlich-lateinischen Begriff «cletae» (Barrieren). Auch die Burg könnte bereits um die Mitte des 11. Jhdts. entstanden sein, in der kriegerischen Zeit nach dem Übergang des Königreichs Hochburgund an den Kaiser. Ihre früheste Erwähnung geht aber auf einen nicht exakt datierbaren Brief aus den 1130er-Jahren zurück: Damals verbot Papst Innozenz II. auf Wunsch des Bischofs von Lausanne den Wiederaufbau der kurz zuvor zerstörten Anlage, weil der Burgherr wiederholt Reisende ausgeraubt habe.
Wer damals über Les Clées herrschte, ist umstritten. Wahrscheinlich waren es die Grafen von Genf, welche die Burg 1232 nachweislich als Lehen der Grafschaft Burgund innehatten. Für die Zerstörung ein Jahrhundert zuvor könnten die Herzöge von Zähringen verantwortlich gewesen sein, die damals ihr Reichsprotektorat über Burgund militärisch durchsetzten. Jedenfalls nützte das päpstliche Verbot nichts: Die Burg wurde offenbar bald wieder aufgebaut.

Erneute Konflikte im 13. Jhdt.
Über das Aussehen der Anlage im 12. und 13. Jhdt. ist wenig bekannt. Von den heute noch sichtbaren Bestandteilen geht vor allem der starke Hauptturm (Donjon) auf diese Zeit zurück. Er misst im Grundriss 10,5 x 10,5 Meter, die Mauerdicke beträgt am Sockel nahezu drei Meter. Unweit südwestlich davon stand zweiter, kleinerer Turm, dessen Rumpf heute als Wohngebäude dient. Unter ihm befindet sich die Zisterne der Burg. Zwischen den beiden Türmen steht das Haupttor, dem südöstlich ein weiter Zwinger vorgelagert ist. Im Mittelalter befand sich hier ein Torgraben, der aber später zugeschüttet wurde. Nordwestlich der beiden Türme erstreckt sich ein weiter, einst doppelt ummauerter Burghof. Hier müssen früher etliche Gebäude gestanden haben, von denen aber kaum noch etwas erkennbar ist.
1237 übertrugen die Grafen von Burgund die Herrschaft Salins, zu der auch Les Clées gehörte, an Jean de Châlon. Graf Wilhelm II. von Genf blieb zwar Lehnsträger, musste seine Rechte 1250 aber zur Begleichung einer Schuld an Peter II. von Savoyen abtreten. 1264 bemächtigten sich die Genfer Grafen der Burg erneut, doch die Savoyer schlugen umgehend zurück, eroberten Les Clées und liessen den Kastellan an den Zinnen aufknüpfen. Danach kehrte für fast zweihundert Jahre Ruhe ein, und am Fuss des Burghügels konnte sich Les Clées zu einer kleinen Stadt mit eigener Ummauerung und Marktrecht entwickeln. In dieser Zeit wurde der Donjon aus dem 12. Jhdt. ausgebaut: In den Jahren 1377 bis 1379 wurde er durch den Baumeister Jacques de Combrement im Auftrag der Savoyer erhöht, und von 1434 bis 1437 erhielt er einen neuen Abschluss mit dem heute noch sichtbaren Maschikuli-Kranz.

Zerstörung in den Burgunderkriegen
In den Burgunderkriegen wurde das strategisch wichtige Château des Clées wieder zum Brennpunkt. Weil Savoyen mit dem Burgunderherzog Karl dem Kühnen verbündet war, zogen im Oktober 1475 Truppen der Eidgenossen vor die Burg und konnten sie nach kurzer Belagerung einnehmen. Kastellan Pierre de Cossonay und 70 Mann Besatzung wurden gefangengenommen und bis auf wenige Ausnahmen an Ort und Stelle hingerichtet. Mit Ausnahme des Donjons wurde die Anlage gründlich zerstört, und auch das Städtchen wurde niedergebrannt. Durch die vielen Trümmer liegt das Niveau des Burghofs heute deutlich höher als in mittelalterlicher Zeit.
Was von der Burg noch übrig war, wurde 1478 den Savoyern zurückgegeben. Im August 1490 gewährte Herzogin Blanche, als Vormund des noch minderjährigen Herzogs Karl, dessen Tante Louise die Nutzung von Les Clées auf Lebenszeit. 1536 aber eroberten die Berner die Waadt und damit auch das Château des Clées endgültig. Der Ort wurde neu dem Landvogt in Romainmôtier unterstelt, während man die Reste der Burg nur noch notdürftig instand hielt.

Wiederherstellung im 19. Jhdt. und viele Besitzerwechsel
Nach dem Zusammenbruch der alten Eidgenossenschaft gehörte die zerfallene Anlage ab 1803 dem neuen Kanton Waadt. Dieser hatte aber keine Verwendung dafür und verkaufte sie 1830 für 400 Franken an den Engländer M. Haliday. Der neue Burgherr liess die Überreste sichern und den Donjon so umbauen, dass er wieder bewohnt werden konnte. Entsprechend wurden zahlreiche neue Fenster ausgebrochen. Haliday überwarf sich jedoch mit der Gemeinde und verkaufte die Burg noch vor Abschluss der Arbeiten an die Familie Fazy aus Genf. Abgeschlossen wurden die Erneuerungsarbeiten aber erst unter dem nächsten Besitzer, einem Doktor Pelis, Chirurg aus Lausanne. Er legte im Dachgeschoss des Donjons eine grosse Sammlung von Glocken aus aller Welt an. Bald kam es zu weiteren Handänderungen – das Château des Clées befindet sich auch heute noch in Privatbesitz.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 54-55
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 674
  • Bourgeois, Victor H. - Die Burgen und Schlösser des Kantons Waadt, I. Teil | Basel, 1935 | S. 68-70
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 143
  • Dubuis, Olivier - Les Clées, des origines au XVIe siècle | In: Revue historique vaudoise, 62. Jhg./Heft 2 | Lausanne, 1954 | S. 4-89
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 44-46
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 49
  • Pradervand, Brigitte - Châteaux en pays de Vaud: Du château médiéval à la maison de campagne du XVIIIè siècle | Lausanne, 2010 | S. 150-153
  • Wild, Alain-Christian / Baudraz, Daniel - Portraits des châteaux du Plateau vaudois | Rolle, 1975 | S. 85-92
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    -
Sonstiges
  • Burgsage: Erdeline de Monthenar
    Erdeline de Monthenar

    Nahe dem Château des Clées erscheint immer wieder ein Gespenst: Es handelt sich um Erdeline de Monthenar, Tochter des Ritters Amouri de Monthenar. Als Letzterer auf einen Kreuzzug ging, befahl er Erdeline, zusammen mit einer Dienerin in der Burg zu bleiben und diese unter keinen Umständen zu verlassen. Doch das Mädchen langweilte sich bald zu Tode und ging am Ufer der Orbe spazieren. Dort traf es einen Ritter, einen Troubadour, und verliebte sich unsterblich in ihn. Die beiden heirateten heimlich, und bald darauf kam ihre Tochter Alix zur Welt. Als der Vater von seinen Abenteuern zurückkehrte, brachte er einen Bräutigam für seine Tochter mit – einen Rohling, der den Geliebten Erdelines einst auf dem Schlachtfeld schwer verletzt hatte. Wie er erfuhr, dass die versprochene Braut bereits verheiratet war und überdies schon ein Kind hatte, packte er die kleine Alix und warf sie in den Fluss. Erdeline, die dieses Leid nicht ertragen konnte, warf sich daraufhin ebenfalls in die Fluten. Seither erscheint sie immer um Mitternacht am Ufer der Orbe und trägt dabei die kleine Alix in ihren Armen.

    Quelle: gekürzte Fassung auf Basis von: Wild, Alain-Christian / Baudraz, Daniel - Portraits des châteaux du Plateau vaudois | Rolle, 1975 | S. 92
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