STADTBEFESTIGUNG GREIFENSEE
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Zürich | Bezirk Uster | Greifensee


Quelle: Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. III: Die Bezirke Pfäffikon und Uster | Basel, 1978 | S. 467
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Greifensee entstand im frühen 13. Jhdt. als Siedlung im Vorgelände der gleichnamigen Burg und gilt als Gründung der Grafen von Rapperswil. Von diesen gelangte der Ort im Januar 1300 an die Herren von Landenberg, die ihn zum befestigten Städtchen ausbauten. Landseitig wurden um 1340 zwei Umfassungsmauern mit einem dazwischen liegenden Graben angelegt. In der östlichen Ecke der inneren Mauer entstand gleichzeitig die heute noch erhaltene Kirche mit dreieckigem Grundriss und einem über dem Gewölbe liegenden Wehrgang. Bei der Eroberung durch die Eidgenossen im Alten Zürichkrieg wurde Greifensee weitgehend zerstört und verlor seine Befestigung.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 21' 53.63“ N, 08° 40' 37.04“ E
Höhe: 439 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 693.540 / 246.740
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Das Städtchen Greifensee liegt am gleichnamigen See, 9 km östlich von Zürich zwischen Schwerzenbach und Uster. Die Autobahn A53 (Oberlandautobahn) bei der Ausfahrt Volketswil verlassen und der Hauptstrasse in südöstlicher Richtung über Nänikon nach Greifensee folgen. Die wehrhafte Pfarrkirche als Rest der Stadtbefestigung steht gleich am Eingang zum alten Ortskern.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Die S-Bahn-Linien S9 und S14 halten auf der Strecke Zürich-Uster in Greifensee-Nänikon. Ab hier zu Fuss oder mit der Buslinie 727 bis zur Haltestelle Greifensee, Städtli.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschänkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
kleines Restaurant in der alten Burgscheune (Landenberghaus):
www.greifensee.ch/de/gewerbe/firmenverzeichnis/welcome.php?action=showunternehmen&unternehmen_id=51
Öffentlicher Rastplatz
Rastplatz auf der Schlosswiese, direkt am Seeufer
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Stadtbefestigung Greifensee
Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 350 | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2017
Historie
Mit der Burg Greifensee gründeten die Grafen von Rapperswil im frühen 13. Jhdt. ein neues Herrschaftszentrum, von dem aus ein weitgehend geschlossener Güterkomplex im Glattal verwaltet wurde. Dienstleute, die sich nach dem Ort nannten, sind ab 1260 belegt. Ob damals aber schon ein Städtchen bestand, ist unklar. Die erste Nennung erfolgt nämlich erst in der Urkunde vom 7. Januar 1300, mit welcher Gräfin Elisabeth von Rapperswil «Grifensee die Burg unt die Statt mit dem Sewe» für 600 Mark Silber an Hermann von Landenberg verpfändete. Das Pfand wurde nie mehr eingelöst.

Wie die Kleinsstadt zu jener Zeit aussah, lässt sich heute kaum noch rekonstruieren. Wahrscheinlich besass sie bereits eine einfache Befestigung aus Gräben und Wällen. Eine richtige Stadtmauer erhielt Greifensee aber erst unter den Landenbergern, mutmasslich um die Mitte des 14. Jhdts. Ein wichtiges Indiz dafür ist die Stiftung einer dem heiligen Gallus geweihten Kapelle durch Hermann IV. von Landenberg-Greifensee im Jahr 1340. Diese Kapelle – die heutige Pfarrkriche – steht in der östlichen Ecke des Städtchens. Archäologische Untersuchungen haben gezeigt, dass sie gleichzeitig mit der 1,3 Meter starken inneren Stadtmauer errichtet worden sein muss. Dendrochronologisch konnte ihre Bauzeit auf die Jahre 1343/44 datiert werden.
Neben dem Schloss ist die Kirche noch heute das prägendste Gebäude im Ortsbild. Ihr dreieckiger Grundriss ist der Tatsache geschuldet, dass sie in die Ecke der Stadtbefestigung eingepasst wurde und wohl von Beginn weg auch eine Wehrfunktion erfüllte. Die Mauern des Sakralbaus ragen 13,8 Meter hoch auf und sind damit über 5 Meter höher als das Gewölbe im Innern. Über diesem lag nämlich ein Wehrgang mit breiten Öffnungen, die wahrscheinlich für Armbrustschützen konzipiert waren. Sie sind auch heute noch gut zu sehen.

Mit Ausnahme der Kirche sind von der einstigen Stadtbefestigung heute kaum noch Spuren erhalten. Der Verlauf der inneren Stadtmauer lässt sich an der Bebauung des Städtchens aber noch gut ablesen. Sie führte von der Kirche nordwärts und in einem leichten Bogen zur Burg. An dieser Stelle wird auch das landseitige Stadttor vermutet. Die Burg (bzw. das heutige Schloss) verfügte über eine eigene Befestigung, die aber an die Stadtmauer angeschlossen war und bis ans Seeufer reichte. Die Uferlinie lag im Mittelalter näher beim Städtchen, welches seeseitig über keine eigentliche Befestigung, aber über eine geschlossene Häuserfront verfügte. Teil davon war die noch bestehende Schlossscheune, das so genannte «Landenberghaus». Die Südecke der Anlage bildete die ehemalige Kanzlei, ein stattliches Steinhaus, bei dem heute noch Spuren der Stadtmauer angedeutet sind. Von hier verlief die Befestigung in nordöstlicher Richtung zur Kirche.
Vor der inneren Stadtmauer befand sich landseitig ein etwa 6 Meter breiter und 3 Meter tiefer Graben, der heute aufgeschüttet ist. In einem Abstand von rund 40 Metern folgte schliesslich die äussere Stadtmauer. Diese ist heute zwar gänzlich verschwunden. Sie ist jedoch auf älteren Plänen Greifensees eingezeichnet und konnte an mehreren Stellen archäologisch nachgewiesen werden. Ihre Mauerstärke betrug 1,2 Meter.

Die Landenberger verkauften die Herrschaft Greifensee 1369 an die Grafen von Toggenburg. Von diesen gelangte sie 1402 für 7219 rheinische Gulden an Zürich und wurde zur ersten Landvogtei der Reichsstadt. Und diese stand schon bald vor grossen Herausforderungen: 1415 brandschatzten Truppen aus Winterthur drei Dörfer um Greifensee. Im Städtchen brach 1419 ein Brand aus, der grossen Schaden anrichtete. Der eigentliche Tiefschlag erfolgte jedoch im Alten Zürichkrieg, dem blutigen Konflikt um das Erbe der Toggenburger. Im Frühjahr 1444 hatten die Eidgenossen das Umland von Zürich geplündert und verwüstet. Als einziger befestigter Platz ausserhalb der Stadtmauern verblieb Greifensee, das von Wildhans von Breitenlandenberg verteidigt wurde. Am 1. Mai 1444 begann die Belagerung, und das Städtchen musste bald aufgegeben werden. Nach vier Wochen kapitulierte auch die Burgbesatzung. In der Folge wurden der Burgkommandant und die mehrheitlich bäuerlichen Verteidiger von den Siegern am 28. Mai auf der «Blutmatte» zu Nänikon enthauptet – eine Tat, die auch nach damaligen Massstäben als äusserst grausam eingestuft wurde. Greifensee hat bei diesen Eregnissen wohl einen Grossteil seiner Bevölkerung verloren. Für das Jahr 1450 werden im Ort nur noch 8 steuerpflichtige Famlien ausgewiesen. Aber auch die Stadtbefestigung und die Burg wurden weitgehend zerstört. Eine entsprechende Brandschicht konnte archäologisch nachgewiesen werden. Die Burg wurde später zwar wieder aufgebaut und diente ab 1520 erneut als Langvogteisitz. Die Stadtmauern aber blieben Ruinen.
Greifensee, das wohl nie ein eigentliches Stadtrecht besessen hatte, wurde damit zum Dorf, blieb aber trotzdem bis 1798 Sitz der Landvogtei. Noch von 1815 bis 1831 war Greifensee Hauptort des gleichnamigen Oberamts, verlor dann seine Funktion als Bezirkshauptort aber endgültig an Uster.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Diethelm, Annegret / d’Andrea, Attilio - Greifensee ZH [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 486] | Bern, 1991
  • Frei, Beat - Greifensee | Greifensee, 2006 | S. 55-140
  • Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. III: Die Bezirke Pfäffikon und Uster | Basel, 1978 | S. 465-490
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 350-351
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 1. Bericht: 1958/59 | Zürich, 1961 | S. 27-28
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 5. Bericht: 1966/67 | Zürich, 1971 | S. 55-56
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 8. Bericht: 1975/76 | Zürich, 1980 | S. 72-73
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 9. Bericht: 1977/78, I. Teil | Zürich, 1982 | S. 65-72
Webseiten mit weiterführenden Informationen
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.05.2017 [OS]