BURGSTELLE HINWIL
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Allgemeine Informationen
Im Gelände deutlich erkennbare Burgstelle auf dem «Burgbühl», einem Geländerücken nordöstlich der reformierten Kirche von Hinwil. Sichtbar sind das terrassierte, rechteckige Burgareal sowie ein Doppelgraben mit Zwischenwall. Möglicherweise wohnten hier die vom 11. bis ins 13. Jhdt. belegten Freiherren von Hinwil, oder es handelt sich um einen frühen Wohnsitz der ab 1309 auftretenden Ritterfamilie gleichen Namens.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 18' 06.78“ N, 08° 50’ 55.84" E
Höhe: 618 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 706.650 / 239.960
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich aus auf der A52 (Forchautobahn) bis zum Kreisel Betzholz und ab hier in nordöstlicher Richtung nach Hinwil. Von Hinwil der Bachtelstrasse in Richtung Wernetshausen folgen. Kurz nach der reformierten Kirche links in die Felsenhofstrasse einbiegen. Parkmöglichkeiten bei der Kirche. Vom bergseitigen Ende der Felsenhofstrasse aus ist die Burgstelle gut sichtbar.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich per S-Bahn (Linie 14) bis Hinwil. Von hier mit der Buslinie 875 (Richtung Ringwil) bis zur Haltestelle Hinwil, Friedhof. Der Bachtelstrasse wenige Schritte bergauf folgen und links in die Felsenhofstrasse einbiegen.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burgstelle befindet sich auf privatem Weideland und ist nur im Winter oder bei kurz geschnittenem Gras zugänglich.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Hinwil
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2017
Historie
Nordöstlich der reformierten Kirche von Hinwil erhebt sich hinter einer Reihe von Privatgrundstücken der «Burgbühl» – ein Geländerücken, der vom Einschnitt des Wildbachobels quer über den Berghang bis zur Bachtelstrasse verläuft. Etwa in der Mitte wird er durch ein noch gut erkennbares System von zwei Gräben und einem Zwischenwall unterbrochen. Das nordwestliche Plateau am Rand des Tobels bildet eine regelmässig rechteckige Fläche mit einer Ausdehnung von rund 40 x 28 Metern. Hier wird der Standort der namensgebenden Burg der Herren von Hinwil vermutet. Spuren einer Bebauung sind keine mehr vorhanden, das Areal wurde bisher aber nur oberflächlich untersucht. Über den zweiten Teil des Hügels verlief offensichtlich der Zugang. Vielleicht stand hier einst eine Vorburg.

Das Geschlecht der Herren von Hinwil ist trotz zahlreichen Nennungen in den Schriftquellen nur schwer fassbar. Insbesondere ist unklar, ob es sich um eine Familie handelte, oder um mehrere Adelssippen, die sich im Laufe der Jahrhunderte nach dem Ort im Zürcher Oberland nannten. Entsprechend schwierig sind die beiden Burgstellen über dem Dorf – auf dem Burgbühl (Hinwil) und auf dem Schlossbühl (Ringwil) – einzelnen Besitzern zuzuordnen. Eine freiherrliche Familie von Hinwil taucht mit Eppo und Wetzil bereits 1044 erstmals auf. Nach spärlichen Nennungen im 12. Jhdt. sind zahlreiche Urkundenbelege aus dem 13. Jhdt. überliefert. Die Hinwiler waren damals im Umfeld der Grafen von Kyburg und der Freiherren von Regensberg anzutreffen. Mit der Burgstelle Hinwil sind sie nur über eine Urkunde von 1277 in einen direkteren Zusammenhang zu bringen. Diese wurde auf dem Kirchhof Hinwil ausgestellt, also unmittelbar neben der Burg.

Der letzte bekannte Freiherr war Ulrich von Hinwil. Er verzichtete 1286 zugunsten des Klosters Rüti auf ein Lehen in Russikon. Wahrscheinlich handelt es sich um den gleichen Ulrich, der 1277 und 1283 bei der Liquidation der benachbarten Burgherrschaft Bernegg mitgewirkt hatte. Einiges spricht dafür, dass im 13. Jhdt. auch die alte Herrschaft der Hinwiler liquidiert wurde Die Freiherrenfamilie, für die eine enge Verwandschaft mit den Grafen von Toggenburg wahrscheinlich ist, starb möglicherweise aus. Sie könnte aber auch ihren gesellschaftlichen Status oder den Namen geändert haben. Zu den ab 1294 auftretenden Bürgern von Winterthur, die sich «von Hinwil» nannten, lässt sich allerdings keine verwandtschaftliche Verbindung herstellen.

Eine direkte Abstammung postulierte die ältere Forschung hingegen für die ab 1309 auftauchenden Ritter von Hinwil. Heute geht man eher davon aus, dass es sich um eine Familie habsburgischer Dienstleute handelte, die aus dem Umkreis der Meier von Oberdürnten und der Herren von Landenberg hervorging. Zu ihrem Besitz zählten allerdings doch einige Güter, die zuvor der Freiherrenfamilie gehört hatten. Hermann I. von Hinwil besass auch Güter in Winterthur, zudem erhielt er um 1321 von den Grafen von Habsburg-Laufenburg Burg und Herrschaft Greifenberg als Pfand. Auf Greifenberg setzten sich die Hinwiler nun über sieben Generationen fest. Um 1440 kam auch die Burg Werdegg und 1442 die Burg Elgg in ihren Besitz. Elgg bildete nach der Zerstörung von Greifenberg und Werdegg im Alten Zürichkrieg (1444) das Zentrum des Familienbesitzes. Aber erst um 1453 verkaufte das Geschlecht seine verbliebenen Güter in Hinwil an die Johanniterkomturei Bubikon.

Unter den letzten Vertretern der Ritterfamilie ist insbesondere Hans von Hinwil († 1544) interessant. Er hatte verschiedene wichtige Ämter inne, vor allem für das Reichskloster St. Gallen und das Bistum Konstanz. Obwohl Katholik, kämpfte er als Anführer von Truppen aus Winterthur auf Seiten des reformierten Zürich gegen die katholischen Orte der Innerschweiz. Vor allem aber verfasste er ein Familienbuch, in welchem er seine Genealogie darlegte. Auch er zog eine direkte Linie zu den Freiherren von Hinwil und behauptete eine Verwandschaft mit den Grafen von Toggenburg. Mit seinem Sohn Hans Ulrich starben die Herren von Hinwil 1588 endgültig aus.

Die Burg Hinwil war damals wohl längst in Vergessenheit geraten. Es ist anzunehmen, dass sie bereits beim Verschwinden des Freiherrengeschlechts gegen Ende des 13. Jhdts. aufgegeben und anschliessend als Steinbruch ausgebeutet wurde. Hans von Hinwil berichtet in seinem Familienbuch zwar, dass noch um 1356 ein Walter von Hinwil «zuo Hynweil auf dem schloss gesessen« sei – doch gibt es keinerlei zeitgenössische Quellen, die das bestätigen würden. Gemäss dem Chronisten Johannes Stumpf (1548) soll der Kirchturm von Hinwil vornehmlich aus Steinen der alten Burg erbaut worden sein. Trotzdem waren auf dem Burgbühl um die Mitte des 19. Jhdts. offenbar noch Mauerspuren zu sehen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Brühlmeier, Markus - Hinwil: Alltag, Wirtschaft und soziales Leben von 745 bis 1995 | Hinwil, 1995 | S. 32-45
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen | Basel, 1943 | S. 206
  • Sablonier, Roger - Adel im Wandel: Eine Untersuchung zur sozialen Situation des ostschweizerischen Adels um 1300 [Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 66] | Göttingen, 1979 | S. 43
  • Stumpf, Johannes - Gemeiner loblicher Eydgnoschafft Stetten Landen vnd Völckeren Chronik wirdiger thaaten beschreybung, Bd. 2 | Zürich, 1548 | S. 223
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 324
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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