BURG MANEGG
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Quelle: Drack, Walter et alt. - Der Üetliberg | Zürich, 1984 | S. 60
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Allgemeine Informationen
Kleine Burgstelle mit geringen Mauerspuren von Turm und Wohntrakt auf einem vorspringenden Hügel am Osthang des Albisgrats, hoch über dem Sihltal. Die wahrscheinlich im frühen 13. Jhdt. errichtete Anlage gilt als Stammburg des Zürcher Rittergeschlechts Manesse. 1393 musste die Familie sie verkaufen, 1409 fiel sie einem Brand zum Opfer.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 20’ 12.88“ N, 08° 30’ 36.28“ E
Höhe: 624 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 680.980 / 243.450
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich-Wiedikon der Kantonsstrasse 4 (Sihltalstrasse) in südlicher Richtung folgen, bis diese bei Unterleimbach die Sihl überquert. Parkmöglichkeiten in Unterleimbach. Nun zu Fuss auf der Frymannstrasse in nordwestlicher Richtung bergauf gehen, bis diese auf den Waldrand stösst. Nun links abbiegen und dem Feldweg zunächst dem Waldrand entlang bergauf bis zur Ankenweid folgen, von wo er in nördlicher Richtung sehr steil bergauf auf den Burghügel führt. Genaue Karte empfehlenswert.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Hauptbahnhof Zürich mit der Sihltalbahn (S4) bis zur Haltestelle Leimbach fahren. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Manegg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2005/2017
Historie
Trotz ihrer Bedeutung als Stammburg eines wichtigen Rittergeschlechts und ihrer späteren Verewigung in Kunst und Literatur ist Manegg die am meisten vernachlässigte Burg auf dem Boden der Stadt Zürich. Grund dafür ist wohl ihre Abgeschiedenheit, liegt sie doch auf einem nur mühsam zu erreichenden Geländevorsprung am nördlichen Rand der Falätsche, einem grossen Felsabbruch auf der Ostseite des Albisgrats.

Als Zürich nach dem Aussterben der Zähringer 1218 reichsfrei wurde, boten sich einer Gruppe von ursprünglich bürgerlichen Dienstleuten der Herzöge und der Fraumünsterabtei neue Entfaltungsmöglichkeiten. Zu diesen gehörte auch die Familie Manesse, die in der Stadt verschiedene Wohntürme besass und als deren Stammburg Manegg gilt. Ihr frühester nachweisbarer Vertreter ist Otto Manesse, der 1219 als «O. Manezzin» erstmals genannt wird. Die Herkunft des Namens ist unklar – wahrscheinlich hat er sich aus dem Wort «Mannesser» (Menschenfresser) herausgebildet.
Die recht einfache Burg über dem Sihltal wurde wahrscheinlich unter Otto Manesse in den 1220er-Jahren erbaut. Kern der Anlage bildete ein starker Turm mit Hocheingang auf der Ostseite. Er mass 8 x 7,8 Meter im Grundriss bei einer Mauerstärke von 2,3 Metern. Gemäss den heute noch erhaltenen Resten des Turmsockels und älteren Beschreibungen des Mauerwerks würde dieser recht gut ins frühe 13. Jhdt. passen. Dem Turm auf der Bergseite vorgelagert war wahrscheinlich ein Torzwinger, der sich über dem tiefen Halsgraben befand. Auf der Ostseite grenzte ein Hof an den Turm, der talseits durch den Wohntrakt abgeschlossen wurde. Dieser soll im Grundriss 12,6 x 10,5 Meter gemessen haben. Heute ist nur an der südlichen Ecke noch ein kleiner Rest von Mauerwerk erkennbar. Auf der gegen das Tal hin gerichteten Südostseite des Burghügels wurde ein zweiter Graben samt vorgelagertem Wall angelegt.

Nach Otto besass vermutlich der ab 1240 als Ritter und Reichsvogt erwähnte Rüdiger I. Manesse die Burg. Er stand wohl – wie nach ihm auch Rüdiger II. – im Dienst der Freiherren von Eschenbach-Schnabelburg. Die Manesse besassen aber auch Lehen des Reichs, der Fraumünsterabtei und des Klosters Einsiedeln. 1303 wird das «castrum Manegge» erstmals direkt erwähnt. Aus der Urkunde geht deutlich hervor, dass es damals im Besitz der Familie Manesse war und Ritter Rüdiger II. als Wohnsitz diente. Er war es auch, der eine in Zürich verfasste Sammlung mittelalterlichen Liedguts mitprägte, die später weltberühmt wurde: den Codex Manesse (heute auch bekannt als «Grosse Heidelberger Liederhandschrift»). Nach seinem Tod teilte sich die Familie in zwei Linien, wovon die eine auf der Stammburg, die andere im Hardturm wohnte.

Manegg blieb noch über vier weitere Generationen im Besitz der Ritterfamilie, die mit Rüdiger VII. nach 1360 auch das Amt des Zürcher Bürgermeisters besetzen konnte. Sein Sohn Ital Manesse war wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten 1393 aber gezwungen, den grössten Teil seines Besitzes zu veräussern. Die damals noch intakte Burg wurde versteigert und von einem gewissen Vifli aus Villingen erworben, von dem nur bekannt ist, dass er Jude war. Seine Witwe verkaufte 1400 Manegg samt dem Kirchensatz der zugehörigen Kapelle in Leimbach für 35 Gulden ans Kloster Selnau. Zu dieser Zeit wurde die Burg bereits nicht mehr ständig bewohnt. Gemäss einem Eintrag im Rats- und Richtebuch der Stadt Zürich fiel sie schliesslich 1409 einem durch Unvorsichtigkeit ausgelösten Brand zum Opfer. Späteren Berichten zufolge soll eine übermütige Gruppe junger Leute die Burg zur Fasnachtszeit zum Spass belagert und dabei versehentlich angezündet haben.

Die abgebrannte Burg blieb als Ruine noch über etliche Jahrhunderte weitherum sichtbar. Gemäss alten Ansichten ragte der Turm im 17. Jhdt. noch in voller Höhe auf, und 1798 soll auch die Ostmauer des Palas noch 8 Meter hoch gewesen sein. Weil jedoch nie Konservierungsarbeiten vorgenommen wurden, sind diese Mauern mittlerweile weitgehend verschwunden. Auch eine archäologische Untersuchung ist bislang ausgeblieben. Nur 2007 wurden einige durch menschliche Eingriffe und Erosion freigelegte Mauerspuren vermessen und grösstenteils wieder zugedeckt.
Auf dem Burgareal steht heute ein Gedenkstein für den bedeutenden Zürcher Dichter Gottfried Keller, der Manegg im 19. Jhdt. in den beiden Novellen «Hadlaub» und «Der Narr auf Manegg» verewigt hat.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Barraud Wiener, Christine et al. - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, neue Ausgabe, Bd. V: Die «Ausgemeinden» der Stadt Zürich bis 1860 | Bern, 2012 | S. 46-47 und S. 309
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 160-161
  • Hoffmann, Hans / Kläui, Paul - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. V: Die Stadt Zürich, zweiter Teil | Basel 1949 | S. 422
  • Schneider, Hugo - Die Burgen und ihre Bewohner | In: Drack, Walter et alt. - Der Üetliberg | Zürich, 1984 | S. 60-61 und S. 79-80
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 53-54
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 343-344
  • Zürcher Kantonsarchäologie - Archäologie im Kanton Zürich: Kurzberichte zu den Projekten 2007 | Zürich, 2008 | S. 20
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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