CASTELLO DI MORCOTE (CASTELLO DEI PALEARI)
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Tessin | Distretto di Lugano | Morcote

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Allgemeine Informationen
Teilweise rekonstruierte Ruine einer spätmittelalterlichen mailändischen Festung, die an Stelle einer Burg aus dem 12. oder 13. Jhdt. steht. Das Castello, das sehr oft den Besitzer wechselte und unzählige Male belagert und erobert wurde, gehörte unter anderem den Herzögen von Mailand, den Familien Rusca und Sanseverino, wurde 1499 von Frankreich besetzt und 1512 von den Eidgenossen erobert und zerstört. Die langgezogene Wehranlage besteht aus einer Kernburg mit Wohntrakt, Kellergewölben und einem Geschützturm sowie einem weit gefassten Bering, Resten weiterer Gebäude und einer Toranlage.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 45° 55' 33.54" N, 08° 54' 50.40" E
Höhe: 493 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 714.450 / 087.120
Kontaktdaten
Tenuta Castello di Morcote SA | Strada al Castel 27 | CH-6921 Vico Morcote
Tel: +41 (0)91 996 12 30 | E-Mail: info@castellodimorcote.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A2 bei der Ausfahrt Melide verlassen, dann beim zentralen Kreisel in Melide nach Süden in Richtung Morcote abbiegen. Der Uferstrasse bis nach Morcote folgen. Parkplätze im Ort. Von hier führt ein markierter Wanderweg steil bergauf, an der Kirche vorbei und weiter zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Lugano mit der S-Bahn (Linie 10) in Richtung Chiasso bis nach Melide. Ab hier weiter mit der Buslinie 431 bis nach Morcote, Piazza Grande. Dann dem Wanderweg bergauf folgen.
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt an der Route mehrerer Fernwanderwege: dem Trans Swiss Trail, der ViaGottardo und dem Sentiero Lago di Lugano.
Öffnungszeiten
Die Burg ist in Privatbesitz, das Innere ist nur auf vorgängige Anfrage zugänglich. Sie wird auch für Privatanlässe vermietet.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Cateringservice für Privatanlässe
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Morcote
Quelle: Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 179 | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2015
Historie
Bei Morcote bildet der Lago di Lugano eine vollendete 180-Grad-Kehre und gibt so den Blick nach allen Seiten frei. Über dem Dorf, auf einem Ausläufer des Monte Arbòstora, stehen die Ruinen der grössten Burganlage des südlichen Tessins. Die aussichtsreiche Lage liess die frühere Burgenforschung vermuten, dass an dieser Stelle bereits ein römischer Wachturm gestanden habe. Allerdings fehlt bis heute ein Nachweis für diese These. Gleiches gilt für die Behauptungen neuzeitlicher Chronisten, das Castello di Morcote sei um 1100 errichtet worden und habe später Kaiser Friedrich I. Barbarossa beherbergt.
Wichtigster Hinweis auf eine hochmittelalterliche Burganlage ist der quadratische Grundriss eines starken Turmfundaments, das im Zentrum der Anlage noch gut erkennbar ist. Seine sorgfältig behauenen Steinquader verweisen auf das 12. oder frühe 13. Jhdt. Zum Turm gehörte sehr wahrscheinlich ein Bering, der dem Rand des weiten Plateaus folgte. Bergseits wurde die Anlage durch einen Halsgraben geschützt.

Wer die Burg errichtete, ist völlig unbekannt. Zu ihr gehörte der kleine, bereits im 10. Jhdt. erwähnt Ort Morcote unten am Seeufer. Um 1200 wurde dieser zu einem befestigten Marktort erweitert und erhielt mit dem Torre del Municipio einen Turm, der wohl einem Dienstmann als Wohnsitz diente. Auch die Kirche Santa Maria del Sasso, die über dem Dörfchen thront, geht auf das 13. Jhdt. zurück.
Der Ort und wohl auch die Burg waren ein mailändisches Lehen. 1412 legte Herzog Filippo Maria Visconti fest, dass Morcote fortan nicht mehr zum Gerichtsbezirk Lugano gehören solle und auch gegenüber der Stadt Como von allen Pflichten entbunden sei. Stattdessen wurde der Ort direkt dem Herzog unterstellt und hatte dafür jährlich 100 Goldflorin zu entrichten.

Allerdings gelangte Morcote durch einen Gütertausch bereits 1416 an die Familie der Rusca, die ihre Stellung als bedeutendste Grundherren am Luganersee damit noch ausbauen konnten. Luterius Rusca herrschte nahezu uneingeschränkt über das Sottocenere. Doch die nächste Generation geriet über die Erbteilung in Streit, was die Familie enorm schwächte. Als Giovanni Rusca 1433 starb, übergab der Herzog das Lehen Morcote seinem Condottiere Aluysius de Sanseverino. Dies führte zu einer langen Fehde mit den Rusca.
Als Herzog Filippo Maria Visconti 1447 starb, kam es in Mailand zum Umsturz. Für Franchino Rusca war dies der Augenblick, sich die Burg Morcote gewaltsam zurück zu holen. Mailand verbündete sich dagegen mit der Stadt Como, die nun den Kampf gegen die Rusca aufnahm. 1448 fiel Morcote an Como, doch war dies erst der Auftakt zu einer langen Zeit der Unsicherheit und Eroberungszüge, an denen sich auch Schweizer Söldner beteiligten.

Wie die Burg damals aussah, lässt sich kaum noch rekonstruieren. Klar ist jedoch, dass sie spätestens im 15. Jhdt. völlig verändert wurde. Anstelle des Turms entstand eine neue Kernburg, die sich um einen kleinen Innenhof gruppierte. Sie umfasste Wohnräume, einen Keller mit Tonnengewölbe und eine starke Verteidigung gegen die Bergseite. An ihrer Nordecke wurde ein massiver runder Geschützturm errichtet. Verstärkt wurde auch der gesamte Bering, und es entstand eine neue Toranlage an der Stelle des älteren Burgtors auf der Südostseite.

Um 1450 hatte Franchino Rusca Morcote wieder unter seiner Kontrolle. Doch der neue Herzog von Mailand, Francesco Sforza, sprach das Lehen erneut der Familie de Sanseverino zu. Sie allerdings war bei den Untertanen derart unbeliebt, dass es bald zum Aufstand kam, der im Hintergrund von den Rusca unterstützt wurde. Mailand unterstellte Morcote deshalb wieder seiner direkten Verwaltung, 1467 händigten die Sanseverino die Burg aus. Doch schon 1479 sassen sie erneut auf Morcote und verteidigten es 1482 gegen ihre Gegner. Mailand zog das Lehen wieder an sich, unternahm aber 1484 einen letzten Versuch, die Sanseverino doch noch als Burgherren zu installieren. Auch dieser scheiterte. Nach einer weiteren Belagerung verliess die Familie die Region und auf Morcote zogen mailändische Beamte ein. Wahrscheinlich wurde die Wehranlage zu dieser Zeit ein letztes Mal verstärkt.
Der Frieden dauert nur kurze Zeit. 1499 wurde das Castello durch die Franzosen erobert. Die Eidgenossen, die im Konflikt um das Herzogtum Mailand teilweise für die Sforza, teilweise für den französischen König kämpften, kamen auf ihren Kriegszügen immer wieder durch das Sottoceneri und eroberten die Burg von Morcote 1512. Weil der Unterhalt dieses Stützpunktes aber teuer war, beschloss man bereits im Folgejahr seine Aufgabe. Das Castello wurde weitgehend zerstört und die gesamte Einrichtung nach Lugano gebracht.

Die Ruine überliessen die Eidgenossen 1517 der Familie Paleari, einem lokal ansässigen Adelsgeschlecht. Diese nutzte die Burg nicht mehr als Wohnsitz, sondern erbaute unten im Dorf einen neuen Palazzo. Dennoch wird die Anlage bis heute auch als «Castello dei Paleari» bezeichnet.
In den folgenden Jahrhunderten wurde in den Ruinen ein Bauernhof eingerichtet, manche der noch erhaltenen Räume dienten als Viehställe. Dennoch zerfiel das Castello immer mehr, zahlreiche Mauern wurden zur Gewinnung von Baumaterial abgetragen. Die Paleari besassen die Ruine bis 1939. Der folgende Besitzer liess ab 1940 Ausgrabungen durchführen und anschliessend zahlreiche Teile der Anlage neu aufbauen. Diese Rekonstruktionen wurden bis 1966 forgeführt. Auch die Schwalbenschwanzzinnen am Haupttrakt sind in jener Zeit angebracht worden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 641
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 98-102 und 179
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 123-125
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 128-131
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 54-56
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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