STADTBEFESTIGUNG MURTEN
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Allgemeine Informationen
Die mittelalterliche Stadtbefestigung von Murten gehört zu den am besten erhaltenen der Schweiz. Zur Stadt erhoben wurde der Ort am gleichnamigen See um 1180 durch die Herzöge von Zähringen. Der Bau einer steinernen Stadtmauer wurde aber erst 1238 durch König Konrad IV. befohlen. In den folgenden Jahrhunderten wurde diese Mauer mehrfach verstärkt, aufgestockt und mit zahlreichen Türmen versehen. So konnte sie denn auch im Juni 1476 der Belagerung durch den Burgunderherzog Karl den Kühnen standhalten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 55’ 42.00“ N, 07° 07’ 01.80“ E
Höhe: 457 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 575.520 / 197.520
Kontaktdaten
Murten Tourismus | Französische Kirchgasse 6 | CH-3280 Murten
Tel: +41 (0)26 670 51 12 | E-Mail: info@regionmurtensee.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Fribourg (Freiburg) auf der Route de Morat in nördlicher Richtung über Courtepin und Courlevon bis nach Murten fahren. Burg und befestigte Altstadt liegen im Zentrum nördlich des Bahnhofs. Kostenpflichtige Parkplätze unmittelbar vor der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Fribourg mit der S-Bahn (Linie 20 in Richtung Neuchâtel oder Linie 21 in Richtung Ins) bis nach Murten fahren. Burg und Stadtbefestigung liegen 300 Meter nördlich des Bahnhofs.
Wanderung zur Burg
Der Trans Swiss Trail, der Chemin des Trois-Lacs und der Murtensee-Weg führen alle durch das Städtchen und an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Der Wehrgang und mehrere Türme der Stadtbefestigung sind jederzeit zugänglich.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Stadtbefestigung Murten
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020
Historie
Hochmittelalter: königlicher Stützpunkt und Zähringerstadt
Murten liegt inmitten eines sehr alten Siedlungsgebiets und dürfte als Ort bereits in keltischer und römischer Zeit existiert haben. Später befand sich hier eine Wehranlage der Könige von Hochburgund, Rudolf III. stellte 1013 in Murten eine Urkunde aus. Im Thronfolgekrieg wurde das «Castellum Murat» im Februar 1033 durch Kaiser Konrad II. zunächst erfolglos belagert und in einem zweiten Anlauf 1034 erobert und zerstört. Ab dem 12. Jhdt. verfügten dann die Herzöge von Zähringen als Rektoren Burgunds über den verkehrstechnisch günstigen Platz am Ufer des Murtensees. Um 1180 erhoben sie diesen zur Stadt. Ob damals bereits Befestigungsanlagen bestanden, ist unklar.

Nach dem Aussterben der Zähringer (1218) unterstand Murten wieder direkt der Krone. Als König Konrad IV. im November 1238 in Bern weilte, stellte er den Bürgern von Murten eine Urkunde aus, in denen er sie für vier Jahre von allen Steuern befreite. Im Gegenzug sollten sie eine 12 Schuh (3,5 Meter) hohe und 4 Schuh dicke Stadtmauer bauen, mit 6 Schuh tiefen Fundamenten. Dem königlichen Befehl wurde Folge geleistet – die untersten Teile der heutigen Stadtmauer gehen auf die staufische Periode zurück. Das Obertor wird 1239, das Untertor 1255 erstmals in den Schriftquellen erwähnt.

Spätmittelalter: unter savoyischer Herrschaft
Im Interregnum geriet Murten in den Konflikt zwischen Savoyern und Kyburgern und unterstellte sich im Juni 1255 dem Schutz von Graf Peter II. von Savoyen. Dieser liess neben dem Obertor die Burg Murten errichten. Er oder seine direkten Nachfolger dürften auch für die Aufstockung der Stadtmauer und den Bau einer Reihe von Schalentürmen verantwortlich sein. Zwar konnte König Rudolf von Habsburg Murten 1283 erobern und so die Rechte der Krone nochmals geltend machen. Doch als er 1291 starb, holte sich Graf Amadeus V. von Savoyen Murten sofort wieder zurück.

1351 näherte sich Murten über ein Bündnis mit Bern der Eidgenossenschaft an, bleib aber unter savoyischer Herrschaft. Im späten 14. Jhdt. wurde die Stadtbefestigung erneut ausgebaut und mit weiteren Türmen verstärkt. Der Kesselturm, die Tournaletta, der Schimmelturm und der Rote Turm gehen auf diese Zeit zurück, und wahrscheinlich wurden damals auch das Ryftor errichtet und das Obertor erneuert. Für die Finanzierung dieser Arbeiten konnte Murten vom Umland eine Kriegs- und Bausteuer erheben, den sogenannten «Tell». Dies führte 1378 zu einem Streit mit den Dörfern, den Graf Amadeus VI. von Savoyen schlichten musste. Wie Abrechnungen belegen, existierte diese Steuer bis zum Umbruch von 1798.
1416 kam es zu einem grossen Stadtbrand. Wie stark die Wehrmauern und Türme betroffen waren, ist nicht bekannt. Brandspuren auf der Innenseite der südlichen Stadtmauer lassen darauf schliessen, dass diese damals bereits 7 Meter hoch war. Spätestens um 1469 waren die Wehranlagen wieder baufällig: Damals übertrug Herzog Amadeus IX. der Stadt Murten verschiedene Herrschaftsrechte mit der Auflage, ihre Mauern instandzustellen und mit Artillerie zu versehen.

Burgunderkriege: Belagerung und Schlacht von Murten
Als die Burgunderkriege ausbrachen, legten die Landesherren Wert auf eine noch bessere Befestigung des strategisch wichtigen Städtchens. Jakob von Savoyen, Graf von Romont, besuchte Murten 1475 und erteilte entsprechende Befehle. Um diese zu erfüllen, war Murten auf die Hilfe Freiburgs angewiesen. Doch im Herbst 1475 zogen Truppen aus Freiburg und Bern vor die Stadt und erzwangen die Öffnung der Tore. Sie legten eine Besatzung in die Stadt, stellten ihr aber auch einen Freiheitsbrief aus.
Herzog Karl der Kühne von Burgund, verbündet mit Savoyen, zog am 9. Juni 1476 mit mehr als 20’000 Mann vor Murten und begann eine Belagerung. Verteidigt wurde die Stadt vom Berner Adrian von Bubenberg und rund 2000 Mann. Mehrere Angriffe scheiterten, doch nahm die Stadtbefestigung vor allem auf der Nordostseite beim Kesselturm erheblichen Schaden. Nun eilte der Stadt ein grosses eidgenössisches Heer zu Hilfe, dem sich auch der Herzog von Lothringen und der Graf von Gruyère anschlossen. Karl wurde am 22. Juni vernichtend geschlagen. Im nachfolgenden Frieden trat Savoyen Murten an die Eidgenossenschaft ab. Fortan wurde die Stadt abwechselnd von freiburgischen und bernischen Vögten verwaltet.

Neuzeit: letzte Verstärkungen, Beginn der Entfestigung
Die Reparatur der Stadtbefestigung dauerte mehrere Jahrzehnte. Als Verstärkung wurde in den 1490er-Jahren der Pulverturm erreichtet und der Katharinenturm neu gebaut, zum Abschluss kamen die Arbeiten aber erst 1523 mit dem Bau des Schaalturms. Später wurden die Wehranlagen nur noch punktuell verändert: In der östlichen Ecke der Stadt wurde in den 1680er-Jahren der in die Stadtmauer integrierte Turm der Deutschen Kirche erneuert, und 1777/78 wurde das Untertor wegen Baufälligkeit abgebrochen und in der heutigen Form neu errichtet. Zudem wurden die Dächer aller Türme und Wehrgänge regelmässig erneuert.

1798 fiel Murten kampflos der französischen Revolutionsarmee in die Hände, und in der 1803 unter Napoleon I. erfolgten Neuordnung der Schweiz wurde die Stadt definitiv dem Kanton Freiburg zugeteilt. Noch im gleichen Jahr begann mit dem Abbruch des Ryftors die Entfestigung. 1805 folgte das Obertor. Der nördlichste Teil der Stadtbefestigung mit dem Katharinenturm wurde 1837 zerstört, um Platz für eine Promenade zu schaffen. Und auf der Nordwestseite fielen die Mauern nach und nach dem Bau neuer Häuser zum Opfer.
Die Stadt plante mehrfach, die gesamten Befestigungsanlagen niederzulegen und den Stadtgraben aufzufüllen. Doch entsprechende Projekte scheiteren nicht zuletzt am fehlenden Geld. Die Wende kam 1876 mit dem 400-Jahre-Jubiläum der Schlacht von Murten. Nun wurde die Stadtbefestigung unter Schutz gestellt und der Bund stellte Geld für den Unterhalt zur Verfügung. Von 1915 bis 1931 wurde ein Grossteil der Mauern und Türme saniert. Eine zweite umfassende Restaurierungskampagne, begleitet von bauhistorischen Untersuchungen, folgte ab 1994.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • De Vevey, Bernard - Châteaux et maisons fortes du Canton de Fribourg [Archives de la société d'histoire du Canton de Fribourg, Tome XXIV] | Freiburg i.Ü., 1978 | S. 250-256
  • Heinzelmann, Dorothee - Der Schimmelturm der Murtener Stadtbefestigung: neue Ergebnisse zur Baugeschichte | In: Freiburger Hefte für Archäologie, Bd. 13 | Fribourg, 2011 | S. 212-217
  • Kündig, Christian - Murtener Stadtbefestigung: ein Turm, drei Namen | In: Freiburger Hefte für Archäologie, Bd. 16 | Fribourg, 2014 | S. 110-113
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 75-85
  • Reiners, Heribert - Die Burgen und Schlösser des Kantons Freiburg, II. Teil | Basel, 1937 | S. 26-32
  • Schöpfer, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Freiburg, Bd. V: Der Seebezirk II | Basel, 2000 | S. 31-67
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