BURG RHÄZÜNS
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Allgemeine Informationen
Bereits in Königsurkunden des 10. Jhdts. erwähnte, wichtige Wehranlage, die im Hoch- und Spätmittelalter den Freiherren von Rhäzüns als Stammsitz diente. Der östliche Teil der mittelalterlichen Burg ist vermutlich im späten 16. Jhdt. gegen den Hinterrhein abgerutscht, damals musste auch der Bergfried abgebrochen werden. Viel mittelalterliches Mauerwerk ist hingegen im Westteil erhalten, der aus einem starken Torturm und mehreren Wohntrakten besteht.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 47' 54.10" N, 09° 24' 11.80" E
Höhe: 660 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 749.970 / 184.900
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der A13 das Rheintal aufwärts bis zur Ausfahrt Reichenau. Nun weiter in südlicher Richtung auf der Hauptstrasse 13 über Bonaduz nach Rhäzüns. Im Dorfzentrum links abbiegen zum Bahnhof und die Bahnlinie auf der Via Casti überqueren. Nach dem Bahnübergang rechts abbiegen (Saulzas). Kostenlose Parkplätze beim Sportplatz unterhalb der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen von Chur nach Rhäzüns. Die Burg liegt 400 Meter östlich des Bahnhofs.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Privatbesitz - keine Besichtigung aus der Nähe möglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Rhäzüns
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 179 | bearbeitet von O. Steimann, 2012
Historie
Sowohl die schriftlichen Quellen als auch vereinzelte Funde deuten darauf hin, dass Rhäzüns zu den ältesten Burganlagen Graubündens gehört. Der Platz war offenbar bereits in prähistorischer und römischer Zeit besiedelt. 960 wird dann in einer Urkunde Ottos I. eine Kirche «in castello Beneduces et Ruzunnes» (in der Burg von Bonaduz und Rhäzüns) erwähnt, die der König in einem Gütertausch an Bischof Hartbert von Chur abtrat. Dieser Handel wurde mit der gleichen Ortsbezeichnung 976 durch Otto II. bestätigt. Es darf daher angenommen werden, dass damals auf der Anhöhe über dem Hinterrhein ein rätisches Kirchenkastell existierte, das bis zur Mitte des 10. Jhdts. zum Königsgut gehörte.

Vermutlich um die Jahrtausendwende wurde das Kastell in eine Feudalburg umgewandelt und diente einer edelfreien Familie als Stammsitz. Um 1139 taucht mit «Arnoldus de Ruzunne» ein erstes Mitglied in einer Urkunde auf. Die Freiherren von Rhäzüns gehörten im Hoch- und Spätmittelalter zu den führenden Adelsgeschlechtern Rätiens, und es sind zahlreiche auf ihrer Burg ausgestellte Schriftstücke überliefert.

Rhäzüns ist im Osten durch den Hinterrhein, im Süden durch eine Senke und auf den restlichen Seiten durch einen künstlich verbreiterten Graben gut geschützt. Auf dem Plateau südwestlich des Hügels wird die Vorburg vermutet, die in einer Urkunde aus dem Jahr 1343 explizit genannt wird. Die Kernanlage ist heute von Südwesten her über eine aufgeschüttete Rampe und eine Brücke zugänglich. Sie wurden zwar erst um 1700 angelegt, doch muss sich der mittelalterliche Zugang an derselben Stelle befunden haben. Den Zugang bewacht ein massiver, mit wertvollen Fresken verzierter Torturm. Er steht am südlichen Ende einer Abfolge von aneinandergebauten Trakten, die entlang der westseitigen Ringmauer errichtet wurden. Die Mauern des nördlichen Wohntrakts stammen aus dem Mittelalter, jene des südlichen vermutlich aus dem späten 16. Jhdt. Der Kapellentrakt, der heute die Anlage im Norden abschliesst, entstand hingegen erst um 1700.
Es gilt als sicher, dass die Burg im Mittelalter wesentlich grösser war als heute. Einerseits läuft die Ringmauer im Norden und Süden des Areals auf den Hinterrhein zu und bricht an beiden Stellen an der Felskante jäh ab. Flusseitig begrenzt heute eine vergleichweise schmale Brüstung die Anlage. Dass an dieser Stelle ein grösserer Teil des Burggeländes abgerutscht ist, bezeugen auch die Schriftquellen: 1553 musste der mutmasslich runde Bergfried abgebrochen werden, weil er abzustürzen drohte. Es ist denkbar, dass damals der gesamte Ostteil der Burg aufgegeben wurde.

Um 1400 erreichten die Freiherren von Rhäzüns unter Ulrich II. den Höhepunkt ihrer Macht, die sie mittels Kolonisation, Erbschaften, Fehden und Käufen über Jahrhunderte stetig ausgebaut hatten. Die Söhne Ulrichs II. waren massgeblich an der Gründung des Grauen Bundes beteiligt. Mit Georg Brun starb 1458 der letzte Freiherr. Es folgte ein Erbstreit zwischen den Grafen von Werdenberg-Sargans und von Zollern, der erst 1461 durch ein Schiedsgericht zu Gunsten der Letzteren geklärt werden konnte. Conradin von Marmels konnte 1473 von den Zollern die Herrschaft Rhäzüns erwerben, allerdings behielten sich die Grafen ein Rückkaufsrecht vor.
In den folgenden Jahren bemühten sich verschiedene Mächte um die strategisch bedeutsame Burg. Ein Angebot des franzosenfreundlichen Grafen Trivulzio wurde durch die Habsburger gekontert, die 1497 über einen Gütertausch das Vorkaufsrecht an Rhäzüns und gleichzeitig Einsitz im Grauen Bund erwarben. Im Schwabenkrieg besetzten deshalb die Bündner vorübergehend die Burg, die aber bis 1553 im Besitz der Herren von Marmels verblieb. Unter ihnen wurde die Anlage wesentlich verändert: Sie bauten eine Mühle, Badstuben, Gefängnisse und nach der Verkleinerung des Burgareals möglicherweise auch den neuen, mit Schlüsselscharten versehenen Abschluss zur Flussseite.

In der zweiten Hälfte des 16. Jhdts. wechselten die Pfandinhaber in rascher Folge: Ab 1553 Bartholomäus von Stampa, ab 1558 Johann von Planta (enthauptet durch ein Volksgericht), ab 1573 Rudolf von Schauenstein und anschliessend bis 1674 die Familie von Planta-Wildenberg. Weil Johann Heinrich von Planta mit einer Protestantin verheiratet war und ihm auch eine anti-habsburgische Gesinnung nachgesagt wurde, entzog ihm Österreich das Pfand und übertrug es an Johann Travers von Ortenstein. 1695 lösten die Habsburger das Pfand schliesslich ein und liessen die Burg durch Beamte verwalten. In diesen Jahren wurden wiederum grössere Umbauten in Angriff genommen. Damals entstanden der nordseitige Kapellentrakt und der äussere Torbau. 1809 musste der Kaiser zugunsten Napoleons auf Rhäzüns verzichten. Die Rückerstattung an Österreich erfolgte 1814, doch nur ein Jahr später schlug der Wiener Kongress Rhäzüns dem Kanton Graubünden zu. Die endgültige Übergabe dieser politischen Enklave an die Schweiz erfolgte allerdings erst am 19. Januar 1819.

Die Burg selbst mit ihrem Umland gelangte 1823 in Privatbesitz. Bis 1860 wohnte hier die Familie Vieli, und während einiger Jahre bestand auf Rhäzüns auch eine Mädchenschule. Im späten 19. Jhdt. wurde die Anlage aber verlassen und zerfiel, bis man nach ausführlichen Renovationsarbeiten 1929 in den alten Gebäuden ein Ferienheim für Auslandscheizer einrichten konnte. Im Zweiten Weltkrieg musste dieses Projekt aber aufgegeben werden, und 1942 übernahmen wieder die Vieli die Burg. Seit 1960 gehört sie den Emser Chemiewerken.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 120-123
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 322
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 179-183
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 117-121
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 284
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 74-76
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 184-187
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 72-78
  • Thürer, Georg - Rhäzüns | In: Ribi, Hilde et al. - Graubündens Schlösser und Paläste, 2. Teil | Chur, 1974 | S. 59-71
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 76-81
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