VORBURG (WINDEGG)
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Allgemeine Informationen
Die Ruine der bedeutendsten Burganlage im Kantons Glarus befindet in Spornlage westlich über dem Dorf Oberurnen. Wohl im späten 13. Jhdt. als habsburgisches Verwaltungszentrum entstanden, löste die Anlage um 1300 möglicherweise das benachbarte Ober-Windegg als Wohnsitz der Meyer von Windegg ab. Nach der Zerstörung der Burg Näfels (1351) wurde sie zu einem wichtigen Herrschaftszentrum und deutlich ausgebaut. Doch bereits 1386 wurde auch die Vorburg durch die Glarner angegriffen und dabei weitgehend zerstört.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 07’ 04.99“ N, 09° 03’ 25.57“ E
Höhe: 504 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 722.820 / 219.830
Kontaktdaten
Verein Pro Vorburg c/o Filippo Croci-Maspoli | Seidenstrasse 36 | CH-8868 Oberurnen
E-Mail: info@provorburg.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A3 bei der Ausfahrt Niederurnen verlassen und dann in südlicher Richtung ein kurzes Stück talaufwärts fahren, bis rechts die Flechsenstrasse nach Oberurnen führt. Sie mündet direkt unterhalb der Burg in die Hauptstrasse 3. Parkmöglichkeiten in Oberurnen. Wenige Schritte nördlich der Kirche bergseits abbiegen und dem steilen Strässchen an zwei Höfen vorbei bis zum Waldrand hinauf folgen. Hier zweigt rechts der Weg zur Burg ab.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn bis nach Ziegelbrücke. Ab hier weiter mit der Buslinie 512 (in Richtung Mollis) bis zur Haltestelle Oberurnen, im Horn. Zustieg zur Burg: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Vorburg
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 75 | aktualisiert von O. Steimann, 2021
Historie
Der strategisch wichtige Punkt, wo sich das Glarnerland zum Walensee und zur Linthebene hin öffnet, wurde bereits um 16 n.Chr. unter Kaiser Augustus durch drei römische Wachtürme militärisch gesichert. Im Mittelalter gesellten sich mehrere Burgen hinzu, als bedeutendste die Vorburg bei Oberurnen. Archäologische und historische Erkenntnisse zu ihrer Geschichte fehlen leider weitgehend. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass sie im späten 13. Jhdt. als habsburgisches Verwaltungszentrum gegründet wurde.
Das Zentrum der Anlage bildete ein mächtiger wehrhafter Palas, dessen westseitige, bis zu 3,5 Meter dicke Schildmauer heute noch 16 Meter hoch aufragt. Der Bau misst im Grundriss 16 x 21 Meter. In seiner südwestlichen Ecke wurden 2017 zwei 2,7 Meter starke Binnenmauern entdeckt. Möglicherweise stand hier in einer noch nicht genauer geklärten Bauphase der Burg ein Bergfried.
Zum Zeitpunkt ihrer Gründung dürfte die Anlage von habsburgischen Dienstleuten bewohnt gewesen sein. Der frühe, leider nicht immer vertrauenswürdige Glarner Chronist Aegidius Tschudi erwähnt die Edelknechte «von Uranen» als erste Burgherren – allerdings lässt sich diese Familie in den zeitgenössischen Quellen nicht nachweisen.

Im 14. Jhdt. wohnte wahrscheinlich ein Zweig der Meyer von Windegg auf der Vorburg, denn die benachbarte Burg Ober-Windegg war um 1300 aufgegeben worden. Hartmann der Jüngere von Windegg war österreichischer Vogt über das Amt Glarus. Nach ihm scheint die Anlage an Ritter Gottfried Mülner von Zürich gelangt zu sein. Dieser wurde nämlich 1376 durch die Habsburger mit 23 Pfund Silber und 10 Schillingen für den Ausbau der «vesti Meyers Windegg» entschädigt. Da Ober-Windegg damals schon nicht mehr bewohnt war und auch die Burg Nieder-Windegg dafür nicht in Frage kommt, muss sich diese Nachricht auf die Vorburg beziehen.
In dieser zweiten Bauphase wurde die Wehranlage bergseitig durch einen Zwinger und talseitig durch eine Umfassungsmauer mit Nebengebäuden ergänzt. Der Ausbau könnte eine Reaktion gewesen sein auf die Zerstörung der nahen Burg Näfels durch die Glarner im Jahr 1351. Näfels war bis zu jenem Zeitpunkt Sitz eines habsburgischen Dienstmanns gewesen, die damit zusammenhängenden Rechte wurden nun wohl auf die Vorburg übertragen.

Gemäss der Klingenberger Chronik haben die Glarner während dem Sempacherkrieg 1386 die «vesti obern Windegg» angegriffen, deren Mauern untergraben und sie zum Einsturz gebracht. Auch diese Quellenstelle muss sich auf die Vorburg beziehen: Tatsächlich wurde die Ostseite des mächtigen Palas zu jener Zeit gewaltsam zerstört. Und als zwei Jahre später ein habsburgisches Heer bei Näfels geschlagen wurde, brach die bisherige Landesherrschaft endgültig zusammen.

Gemäss Tschudi soll die Festung den Bewohnern der nächsten Dörfer später als Zufluchtsort in Kriegszeiten gedient haben. Vermutlich erhielt die Wehranlage damals auch ihren heutigen Namen, da sie nun quasi ein Vorwerk der Letzi von Näfels bildete. Die früheste Bezeichnung als «Vorburg» findet sich im Jahrzeitbuch von Mollis und stammt aus der Mitte des 15. Jhdts. Zu jener Zeit wurde die Anlage definitiv dem Zerfall überlassen. Eine leichte Rötung der Mauersteine im Innern des Wohntrakts deutet darauf hin, dass ein Brand diesen Prozess beschleunigt haben könnte.
Während im 19. Jhdt. noch grosse Teile des Palas aufragten, stand bereits um 1900 nur noch die massive Schildmauer und wurde in jenem Jahr ein erstes Mal gesichert. 1940 legte man Teile der Umfassungsmauer frei. 1972 wurde das Ökonomiegebäude am Fuss des Burghügels archäologisch untersucht, wobei Rinderknochen und eine vermutlich aus dem 14. Jhdt. stammende Messerklinge gefunden wurden.

Seit dem Jahr 2002 kümmert sich die Stiftung Pro Vorburg um die Erhaltung und Erforschung der Ruine. Im Herbst 2017 konnte eine erste Etappe der geplanten Gesamtsanierung umgesetzt werden. Dabei wurden im Innern des Palas bislang unbekannte Binnenmauern freigelegt. Eine zweite Sanierungsetappe im Umfang von 0,8 Mio. Franken soll in den nächsten Jahren mit Unterstützung des Kantons Glarus und der Eidgenossenschaft realisiert werden.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg und aktuelle Medienberichte
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 252
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 85
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 136-138
  • Kamm, Rolf - Glarner Burgen | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 15. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2010 | S. 51-52
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug | Zürich, 1981 | S. 74-75
  • Meyer, Werner - Die mittelalterlichen Burgen und Wehranlagen des Kantons Glarus | Glarus, 1974 | S. 216-220
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 106
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 92-93
  • Winteler-Marty, Jakob - Die Burgen des Kantons Glarus | Basel, 1946 | S. 52-63
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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